"Othello" im Megalomania Theater

Saskia Hofmann (Desdemona), Sabam Silalahi (Othello), Mark Wiesmann (Jago), Copyright: Megalomania Theater 

Am 09. März feierte das Megalomania Theater die Premiere von Shakespeare's "Othello". In einer beachtlichen Dauer von drei Stunden zeigt das junge Ensemble unter der Regie von Abraham Teuter die Tragödie des Feldherrn Othello, der im Dienste des venetianischen Staates steht. Mitten in einer Welt voll Rassismus, Sexismus, Liebe und Eifersucht wird Othello im Laufe des Stücks, ausgelöst durch eine Intrige, einen Wandel seines Charakters erfahren, der ihn von Eifersucht getränkt, zerfressen wird und ihm keinen anderen Ausweg bietet, als letztlich seine geliebte Frau Desdemona zu erwürgen und daraufhin sich selbst umzubringen.

Saskia Hofmann (Desdemona), Sabam Silalahi (Othello), Copyright: Megalomania Theater 

Jago, der wohl bekannteste Intrigant der Literaturgeschichte, zudem die größte Sprechrolle unter den nicht Titel gebenden Figuren Shakespeare's (stets wach und begeistert kaltherzig gespielt von Mark Wiesmann), fädelt, aufgrund einer nicht erteilten Beförderung seines Vorgesetzten Othello sowie wegen des Verdachts, seine Frau Emilia (abgeklärt und selbstbewusst Maye Kuyateh) betrüge ihn mit Othello, aus Rache eine Intrige ein.

Sofian Boumhidi (Roderigo), Mark Wiesmann (Jago), Copyright: Megalomania Theater 

Gespielt wird auf einer kleinen Bühnenfläche, die von zwei Seiten aus einsehbar ist. Dieser offene Raum ermöglicht innovative Dialogformen, sowie Auftritte und Abgänge, die der Inszenierung eine Dynamik verleihen, die die beeindruckend große Masse an Text kurzweilig und abwechslungsreich erscheinen lassen. Durch das Bespielen des gesamten Raumes, über die Köpfe des Publikums hinweg und in den Gängen, fühlt man sich als Zuschauer in die Geschichte mit hineingezogen und kommt erst gar nicht auf die Idee, mit den Gedanken vom Geschehen abzuweichen. Wenige schlichte Requisiten und Plakate venezianischer Stadtansichten, sowie einfache Lichteinstellungen, richten den Blick auf den Text und die schauspielerische Leistung der 12 jungen Akteure, die ihren Rollen talentiert und mit großer Lust individuelle Charakterzüge verleihen. So überzeugt Saskia Hofmann als zarte Desdemona mit liebendem Blick, die sich während der gesamten Handlung treu und voller Liebe gegenüber ihrem Ehemann verhält. Auch wenn sie sich äußerlich im Verlauf des Abends aufgrund häufiger Kostümwechsel oft verändert, bleibt sie doch im Gegensatz zu ihrem Gatten, in ihrem Inneren konstant. Sabam Silalahis Othello überzeugt durch eine beeindruckende Darstellung der Wandlung, die die Rolle im Laufe des Stücks erfährt. So steht Sabam die aufgebrachte Wut, Verzweiflung und die durchdringende Eifersucht am Ende förmlich ins Gesicht geschrieben, wenn er Sätze wie „Mein Herz ist zu einem Stein geworden“, oder „Hier endet meine Fahrt, hier ist mein Ziel“ äußert.


 Sabam Silalahi (Othello), Mark Wiesmann (Jago), Copyright: Megalomania Theater 

Ebenso schön sind auch die leisen Momente, beispielsweise die Szene, in der Othello aus dem Off, noch leicht hinter der letzten Zuschauerreihe zu sehen, das Gespräch zwischen Jago und Cassio (Christian Paulini) verfolgt, durch welches er Desedemonas angebliche Untreue bestätigt sieht. Die Kommentare Othellos über diese räumliche Barriere hinweg fesseln und lösen starkes Mitgefühl aus.

Sabam Silalahi (Othello), Mark Wiesmann (Jago), Copyright: Megalomania Theater 

Besonders die großen Ensembleszenen erzeugen schöne Bilder. So stehen die Figuren in interessanten Formen zueinander auf der Bühne und sind so in jeder Konstellation von Bedeutung. Angesichts der heute noch gegenwärtigen Themen, die das Drama behandelt, erscheint es so aktuell wie vor 400 Jahren. Es hält uns den schlechten Umgang und das unmenschliche Verhalten gegenüber eines Mannes entgegen, der aufgrund seiner Hautfarbe gedemütigt und besonders tierisch und unzivilisiert dargestellt und behandelt wird. In diesem Kontext besticht das letzte Bild, in welchem jedes Ensemblemitglied, langsam einer nach dem anderen (Jago ausgeschlossen), das Gesicht von Othello abwendet. Diese ausdrucksstarke Darstellung bleibt nach dem Abend noch lange in Gedanken und regt zum Nachdenken an. Eine geglückte Inszenierung, die im Hinblick auf die Ausdauer und Spielfreude der Darsteller besticht und unbedingt sehenswert ist!


Das Megalomania Theater besteht aus einer freien Amateurtheatergruppe, die ihre eigenen Räume im Frankfurter Stadtteil Oberrad bespielt. Gezeigt werden klassische und moderne Stücke, gespielt von Kindern, Jugendlichen und noch-nicht-Erwachsenen. 
Für mehr Infos: https://www.megalomania-theater.de/ 












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