Bewegende Bildzeugnisse einer ereignisreichen Zeit
Heute habe ich mir die Ausstellung 'Glanz und Elend in der Weimarer Republik' in der Schirn angesehen. Dabei konnte ich neue interessante Maler kennenlernen und einiges über das Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts erfahren!
Per Audio Guide werde ich von dem Schauspieler Volker Bruch mit angenehmer Stimme begrüßt und von Philipp Demandt, dem Direktor der Kunsthalle, in das Thema der Ausstellung eingeführt.
In der Weimarer Republik, also in der Zeit zwischen 1918 bis 1933, befand sich Deutschland in einer bewegten Phase. So wurde zum ersten Mal eine parlamentarische Demokratie gewählt und Frauen erhielten das Wahlrecht. Zahlreiche Varietés und Theater leisteten ihren Beitrag zu einer riesigen kulturellen Vielfalt. Die junge Republik wurde von Anfang an von der Rechts- und Linksextremen bedroht. Die Weltwirtschaftskrise und das Aufkommen des Nationalsozialismus verschärften die Situation.
Für die Künstler der Zeit stellte sich die Frage, wie sie auf das Neue reagieren konnten und wie sie die politischen und sozialen Probleme am Besten mit bildtechnischen Mitteln darstellen sollten. Die Muster des Expressionismus schienen für die neuen Darstellungsformen jedoch nicht mehr zu funktionieren. Ein neuer Realismus musste her: die Neue Sachlichkeit entstand.
Ich erfahre, dass in der Ausstellung 190 Kunstwerke gezeigt werden, die allesamt zur Neuen Sachlichkeit gezählt werden können. Der Fokus soll auf die Frage gerichtet werden, inwiefern die Künstler den Alltag und die Atmosphäre dieser aufregenden Zeit abbildeten und kommentieren.
Durch diese knappe Einführung bin ich nun bestens vorbereitet und mache mich über ein offenes helles Treppenhaus auf den Weg zum Beginn der Ausstellung. Dabei schreite ich unausweichlich an einer Wandcollage entlang, die sozialdemokratische Plakate der Zeit abbildet und mich visuell auf das Kommende einstimmt.
Gerade den Raum betreten, sticht mir Karl Völkers Gemälde 'Bahnhof' (1924-1926) ins Auge, das den neuen Bahnhof in Halle zeigt, gefüllt von Menschen, die in dieser 'Kathedrale der Moderne' als gesichtslose Masse dargestellt sind. Die Gegebenheiten der Zeit im Hinterkopf habend, wirkt das Bild emotionslos und traurig auf mich. Ich merke schnell, dass sich das Betrachten der noch folgenden Gemälde und Zeichnungen als sehr bewegend herausstellen könnte, da wir als Betrachter schließlich mit direkten Zeugnissen einer, für den größten Teil der damaligen Bevölkerung, schweren Zeit, konfrontiert werden.
Für die Künstler der Zeit stellte sich die Frage, wie sie auf das Neue reagieren konnten und wie sie die politischen und sozialen Probleme am Besten mit bildtechnischen Mitteln darstellen sollten. Die Muster des Expressionismus schienen für die neuen Darstellungsformen jedoch nicht mehr zu funktionieren. Ein neuer Realismus musste her: die Neue Sachlichkeit entstand.
Ich erfahre, dass in der Ausstellung 190 Kunstwerke gezeigt werden, die allesamt zur Neuen Sachlichkeit gezählt werden können. Der Fokus soll auf die Frage gerichtet werden, inwiefern die Künstler den Alltag und die Atmosphäre dieser aufregenden Zeit abbildeten und kommentieren.
Durch diese knappe Einführung bin ich nun bestens vorbereitet und mache mich über ein offenes helles Treppenhaus auf den Weg zum Beginn der Ausstellung. Dabei schreite ich unausweichlich an einer Wandcollage entlang, die sozialdemokratische Plakate der Zeit abbildet und mich visuell auf das Kommende einstimmt.
Gerade den Raum betreten, sticht mir Karl Völkers Gemälde 'Bahnhof' (1924-1926) ins Auge, das den neuen Bahnhof in Halle zeigt, gefüllt von Menschen, die in dieser 'Kathedrale der Moderne' als gesichtslose Masse dargestellt sind. Die Gegebenheiten der Zeit im Hinterkopf habend, wirkt das Bild emotionslos und traurig auf mich. Ich merke schnell, dass sich das Betrachten der noch folgenden Gemälde und Zeichnungen als sehr bewegend herausstellen könnte, da wir als Betrachter schließlich mit direkten Zeugnissen einer, für den größten Teil der damaligen Bevölkerung, schweren Zeit, konfrontiert werden.
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(Ausschnitt aus: Karl Völker, 'Bahnhof', 1924-1926, Öl auf Holz) |
'Eigentlich habe ich mir immer gewünscht: nur ein Paar Augen sein, ungesehen durch die Welt gehen, nur die anderen sehen.' (Jeanne Mammen)
Mit dem Aquarell 'Sie repräsentiert' (1928) und anderen Werken zeigt die Ausstellung im nächsten Raumabschnitt Bilder der Künstlerin Jeanne Mammen. Dargestellt wird der neu aufgekommene Frauentyp 'garçon', der auf die Kurzhaarfrisur des 'Bubikopfes' anspielt. Mammen malte Einzel- sowie Gruppenbildnisse dieses Frauentyps. Diese und andere Werke wurden dann in verschiedenen Zeitschriften abgedruckt.
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(Jeanne Mammen: 'Sie repräsentiert', 1928, Aquarell)
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Der langgezogene Ausstellungsraum der Schirn wird von schräg gestellten Wänden in einem warmen Blau- und Rotton unterbrochen. So entstehen zehn unterschiedliche Themenfelder, nach denen die Kunstwerke gezeigt werden. Eine zeitliche Einordnung der Bilder wird so nicht gegeben. Die verschiedenen Abschnitte tragen Überschriften wie 'Porträts als Spiegel der Gesellschaft', 'Kunst und Politik' oder 'Vergnügungsindustrie', um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Zu dem Thema der 'Vergnügungsindustrie' zählen u.a. die Werke der Künstlerin DODO (Dörte Clara Wolff). Sie stellt Menschen der 'high society' dar, dazu viel Glanz und Glamour. Allerdings sind die Bilder von großer Emotionslosigkeit geprägt, die Blicke der abgebildeten Personen verlaufen ins Leere, trotz prächtigen Lichteffekten im Hintergrund des 'Feuerwerks' (1929). Von DODO stammt auch das Bild 'In der Loge' (1929), mit dem die Schirn für die Ausstellung wirbt.
Besonders gut haben mir die Werke von Lotte Laserstein gefallen. Die jüdische Malerin emigrierte 1937 nach Schweden und setzte dort ihr Schaffen fort. In ihrem 'Selbstporträt mit Katze' (1928) stellt sie sich als Malerin dar, in einem schlichten, maskulin wirkendem Look, getragen von traurig-kühler Stimmung.
Die Ausstellung zeigt im wahrsten Sinne den schönen Glanz und das traurige Elend der Weimarer Republik, gespickt von Grotesque und Ironie. Die Werke der Künstler wurden bunt gemischt, so tauchen bekannte Namen an verschiedenen Stellen in unterschiedlichen Themenabschnitten wieder auf. Das sorgt für Abwechslung und Dynamik! Außerdem erhielt ich die Gelegenheit, mir den Stummfilm "Wege zu Kraft und Schönheit' (1925) im Bereich 'Sport in der Weimarer Republik' anzusehen. Ergänzend werden sogar Skulpturen und Zeitschriften ausgestellt. Erfrischend erschienen mir zudem die zahlreichen Künstlerinnen, die die Schirn zeigt!
Wenn ihr auch in die Bildwelt der Weimarer Republik eintauchen möchtet, dann habt ihr dazu noch bis zum 25. Februar 2018 die Gelegenheit.
Dann weiß ich ja schon, welche Ausstellung ich besuche, wenn ich das nächste Mal in Frankfurt bin. Sehr schöner Artikel! :)
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