In Norwegischen Landschaften

Norwegens Architektur im DAM

Weekend House Straume, Knut Heltjnes Architects ©Sebastian Andersen, Lightsource Productions, 2019

Schön. Schöner. Norwegens Natur. Und architektonischer Genuss, eingebettet in Norwegens Landschaften, ist jetzt im Deutschen Architekturmuseum (DAM) zu erleben. Vom 14. September 2019 bis zum 19. Januar 2020 zeigt das Museum die Ausstellung "In Norwegischen Landschaften. Hunting High and Low". Sie ist in Zusammenarbeit mit Norwegen als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019 entstanden. 

Basierend auf der Buchreihe "asBUILT" präsentiert die Ausstellung aktuelle Projekte in verschiedenen geographischen Teilen Norwegens. Bestehend aus 21 Titeln, illustriert die Reihe die Arbeitsweisen der Architekten. Jeder Band enthält Zeichnungen, Fotos, Modellbilder, Baupläne und Skizzen zu je einem architektonischen Werk. Einleitende Essays dokumentieren das jeweilige Bauwerk in Schriftform. 

In der dritten Etage des DAM präsentiert das Museum nun diese 21 Bände. Sie bilden das Zentrum der Ausstellung. Die in dieser Buchreihe besprochenen Bauwerke reichen von Einfamilienhäusern in unberührter Natur über kulturelle Einrichtungen bis hin zu einem Wasserkraftwerk im Gebirge oder kleinen Infrastrukturprojekten für die norwegischen Landschaftsrouten. 


Sorum Farm ©Rickard Riesenfeld

Die Bücher liegen auf schlichten Tischen aus, die in ihrem minimalistischen Design an Atelierwerkbänke erinnern. Allerdings ist die Ausstellung multimedial gestaltet. Somit werden die Bauwerke zusätzlich in Form von Zeichnungen, Modellen, und Fotografien vorgestellt. Sechs Gebäude wurden eigens für die Ausstellung gefilmt und machen die Bauten somit räumlich erfahrbar und enthüllen die Verbindung zwischen Gebäude und umliegender Landschaft, sowie zwischen Licht und Material. 

Großer Ankerpunkt und unumgängliche Komponente aller Bauten ist die norwegische Landschaft. Die Architekten orientieren sich an ihr und fügen ihre Entwürfe der Natur an. Mit ihren Projekten in den unterschiedlichen Landesteilen illustrieren sie die häufig weit verstreute Bebauung Norwegens in den entlegensten Gegenden. 


Weekend House Straume Knut Heltjnes Architects ©Sebastian Andersen, Lightsource Productions, 2019


In die Fußstapfen tausendjähriger Holztradition tritt u.a. der Architekt Sverre Fehn mit seiner "Villa Schreiner" (1963), am Stadtrand Oslos gelegen. Das Einfamilienhaus aus Holz schließt an einen Naturgarten an und reiht sich in die Linie der Holzarchitektur ein, die sich von den Langhäusern der Wikingerzeit bis hin zur modernen Gegenwartsarchitektur erstreckt. 

Auch mit dem Thema des klimasensiblen und ökologischen Bauens befasst sich die Norwegische Baukunst. So steht das Konferenzzentrum der Lehrergewerkschaft (2009) des Architektenbüros Element Arkitekter in Oslo als Beispiel für ein Niedrigenergiehaus. 

Das nächste Gebäude dürfte treuen DAM-Besuchern und Opernfreunden bereits bekannt sein. In der Ausstellung "Große Oper - Viel Theater? Bühnenbauten im Europäischen Vergleich" (März - Mai 2018) wurde es schon einmal vorgestellt: das Norwegische Opernhaus in Oslo. Der beeindruckende Entwurf des Architekturbüros Snøhetta wurde 2009 fertig gestellt und ist aus dem Stadtbild Oslos heute nicht mehr wegzudenken. Unmittelbar am Fjord gelegen, scheint es sich mit seinem begehbaren Dach dem Wasser zu entheben. Die Dachlandschaft des Gebäudes ist Ausdruck und Weiterentwicklung des nordischen Gemeinschaftsgedankens. Das Haus ist somit allen zugänglich und für jeden erfahrbar. Die schrägen Marmorebenen öffnen sich zur Stadt hin und bilden einen der wichtigsten öffentlichen Stadträume Oslos. Im Inneren des Hauses befindet sich der aus Eichenholz ausgekleidete Saal. Er gleicht beabsichtigt in Form und Größe der Semperoper in Dresden. Insgesamt beherbergt das Opernhaus drei Bühnen. Ein architektonischer Schatz, der im Umfeld atemberaubender Natur zu leuchten beginnt. 


Norwegens Oper und Ballett ©Tobias Bjørkli

So unterschiedlich die Gebäude auch sind, sie alle vereint der unmittelbare Bezug zu Norwegens Landschaften und dessen wundervoller Natur. Die Ausstellung holt den Besucher weg von dem Trubel der dicht bebauten Frankfurter Innenstadt und setzt ihn innerhalb seines hellen und offenen Raumes in eine andere Welt, eine Einladung zu einem Kurztrip gen Skandinavien. Die im Hintergrund ertönenden Klänge leichter Loungemusik verstärken diesen Eindruck. 


Eindrücke der Ausstellung "In Norwegischen Landschaften" ©Moritz Bernoully

Dennoch bleibt die Problematik der zunehmenden Bebauungsdichte großer Städte nicht unbeachtet. Auch Oslo stellt damit der Norwegischen Architektur neue Herausforderungen. Ein großes Wandfoto mit Blick auf das Osloer Stadtbild illustriert diese Thematik. An der gegenüberliegenden Wand erstreckt sich durch die Fenster des dritten Stockwerks die Frankfurter Stadtansicht. Dieser Blick in die Mitte der hiesigen Großstadt, untermalt von verkehrstechnischer Geräuschkulisse, unterstreicht die Wichtigkeit neuer Konzepte des urbanen Bauens und zukünftiger Städteplanungen.

Eine Ausstellung, in der die Besucher gut aufgehoben sind. Trotz der bereitgestellten Multimedialität sind die Sinne nicht überreizt. Im Gegenteil: die freundliche Atmosphäre wirkt beruhigend und lenkt den Fokus auf die Gebäude. Diese sind so different gewählt, was den Museumsbesuch kurzweilig und spannend gestaltet. Eine Norwegenreise steht nach dem  Besuch der Ausstellung zu hoher Wahrscheinlichkeit weit oben auf der Liste der Reisewünsche. 


Hier gehts zur aktuellen Ausstellung "In Norwegischen Landschaften. Hunting High and Low".

Hinweis! Am 23.10.2019 findet um 19:00 Uhr im DAM die Veranstaltung "Hunting High" statt (Eintritt 5€). Der Abend "gibt Einblick in die Entstehung urbaner Projekte in Oslo sowie die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen der Stadt. Oslo ist von der Europäischen Kommission zur „europäischen grünen Hauptstadt 2019“ gewählt worden. Projekte wie das Sørenga 3 (Einar Jarmund) stehen für norwegische Lösungen, städtische Dichte zu denken und in eine architektonische Form zu wandeln." (Textzitat: Deutsches Architektur Museum)

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